Die Initiative „Blühendes Schwendi“ und die Gemeinde Schwendi luden am 13. November 2024 zum Vortrag „Wald im Klimawandel“ ein. Mehr als 30 Personen der Gesamtgemeinde Schwendi folgten der Einladung in den Gemeindesaal Orsenhausen und hörten sich das informative Referat von Bernd Karrer an.

Der Schwendier arbeitet seit fast 30 Jahren als Förster beim staatlichen Forstrevier Illertissen und bewirtschaftet dort sämtliche Körperschaftswälder im südlichen Landkreis Neu-Ulm. Neben der Beratung und Betreuung der zahlreichen privaten Waldbesitzer bei ihren Fragen ist auch die Waldpädagogik für Kinder und Erwachsene eine wichtige Aufgabe. Am 13. November gab Karrer den interessierten Zuhörern einen Einblick in die Arbeit der Forstleute.

„Es geht dem Wald wirklich schlecht“, war eine seiner ersten Aussagen zu Beginn des Vortrages. Der Anstieg der Temperatur, die seit 1850 gemessen wird, durch den Klimawandel betrug 2024 1,5 Grad – global gesehen. In Deutschland war die Temperatur etwa doppelt so hoch und der Wald ist dem Klima schutzlos ausgesetzt. „Die Bäume können nicht weglaufen“, unterstrich der Experte. Was der Temperaturanstieg und die Konsequenzen für den Wald bedeuten, berichtete er anhand von Beispielen.

Der Gewittersturmturm „Ronson“, der am 16. Juli 2023 den Süden des Landkreises Neu-Ulm besonders stark getroffen hatte, hat beispielsweise bei der Waldgenossenschaft Kellmünz unzählige Bäume geworfen oder abgeknickt, sodass dort etwa 10.600 Jungbäume neu gepflanzt werden mussten – eine Investition für die Waldgenossen von zirka 50.000 Euro. Im Auwald an der Iller, der ursprünglich vor allem aus Ulmen und Eschen bestand, sei die Ulme bereits vor 40 Jahren so gut wie ausgestorben und die Esche kämpft seit 2008 gegen das Eschentriebsterben.

Laut Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2022 standen 51,5 Prozent Nadelbäume, davon 31 Prozent Fichten und 9 Prozent Tannen, und 48,5 Prozent Laubbäume, vor allem Buchen (22,8 Prozent) sowie Eichen (8,6 Prozent), in Baden-Württembergs Wäldern.

Für Bernd Karrer ist wegen der Klimaveränderung ein vorausschauender, planmäßiger Waldumbau notwendig. „Wir versuchen, die bewährtesten, heimischen Baumarten auf den optimalen Standorten zu pflanzen, aber auch Gastbaumarten zu integrieren“, berichtete der Förster und ergänzte: „Den Wunderbaum gibt es nicht“. Buchen und Tannen seien oft eine gute Ergänzung zu vorhandenen Fichten. Die Eiche hätte als stabiler und tief wurzelnder Baum noch dazu den Vorteil, dass eine große Artenvielfalt auf ihr lebe. Für den Artenschutz haben auch Biotop- bzw. Habitatbäume eine große Bedeutung in unseren Wäldern und sollen daher geschützt werden.

Gastbaumarten, also Bäume, die bei uns bisher nicht heimisch waren, seien laut Karrer notwendig, um eventuell heimische Arten zu ersetzen, die mit dem veränderten Klima nicht mehr zurechtkommen. Sie stammen häufig aus Regionen, wo die Temperatur höher liegt als bei uns. „Die Douglasie, die aus Nordamerika stammt, hat bei uns bereits Einzug gehalten und unter den Nadelbäumen in Baden-Württemberg bereits einen Anteil von vier Prozent“, erzählt der Fachmann. Weitere Gastbaumarten, die künftig in unseren Breiten geeignet scheinen, sind zum Beispiel die Roteiche, die Schwarznuss und die Baumhasel.

Wer mit den unterschiedlichen Bäumen auf Tuchfühlung gehen möchte, dem empfiehlt Bernd Karrer den Illertisser Baum- und Kunstpfad bei der Staudengärtnerei Gaißmayer in Illertissen, wo insgesamt 85 heimische und Gastbaumarten, gepflanzt und beschildert sind.

Eine Herausforderung seien laut Karrer manchmal die unterschiedlichen Bewirtschaftungsziele eines Waldes. Er soll gleichzeitig viele wichtige Aufgaben erfüllen, wie zum Beispiel Holzproduktion, Erholung, Hochwasserschutz, Erosionsschutz usw. Nach Meinung von Karrer sei es wichtig, dass der Wald alle seine Funktionen gleichzeitig erfülle und nicht einseitig bewirtschaftet werde. Ein wichtiger Aspekt sei auch die Jagd. Ein zukunftsgerechter Wald könne nur wachsen, wenn vernünftig gejagt werde und die Wildbestände nicht zu hoch seien.

Der Waldanteil in Deutschland beträgt heute 30 Prozent der Gesamtfläche. Holz ist ein klimafreundlicher Rohstoff und Bernd Karrer würde sich wünschen, dass er stärker genutzt würde.

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